Der Sumpfrohrsänger braucht einen Ruhe-Puffer am Aabach im Boniswiler Ried

    Wie geht es dem Sumpfrohrsänger im Kanton Aargau? In einer Antwort auf eine Interpellation im Grossen Rat hält der Regierungsrat fest, dass analog zum Lebensraumschwund der Feuchtgebiete auch die Bestände typischer Feuchtgebietsarten einbrachen. Störungen durch Erholungssuchende (Fussgänger, Biker, Boote etc.) wirkten sich ebenfalls negativ auf den Brutbestand der Arten aus. Pro Natura Aargau fordert, dass der Sumpfrohrsänger mit einer Pufferzone am Aabach im Boniswiler Ried vor Störungen geschützt wird. 

    (Bild: zVg) Pro Natura Aargau fordert, dass der Sumpfrohrsänger mit einer Pufferzone am Aabach im Boniswiler Ried vor Störungen geschützt wird.

    Pro Natura Aargau Geschäftsführer und Grossrat Matthias Betsche wollte vom Regierungsrat wissen, wie es dem Vogel des Jahres, dem Sumpfrohrsänger, und anderen auf feuchte Lebensräume angewiesenen Vogelarten im Kanton Aargau geht. Der Regierungsrat bestätigt in der Beantwortung des Vorstosses den Handlungsbedarf. In den heutigen Feuchtgebieten seien nur noch jene Arten anzutreffen, die geringere Ansprüche an den Lebensraum stellen (zum Beispiel Zwergtauscher, Teichrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Rohrammer). Die meisten Bestände dieser Arten wiesen über die letzten 30 Jahre einen negativen Trend auf. Der Regierungsrat bestätigt in seiner Antwort, dass auch Störungen durch Erholungssuchende (Fussgänger, Biker, Boote etc.) sich ebenfalls negativ auf den Brutbestand der Arten auswirken.

    Sinnbildlich für die Situation steht das Boniswiler Ried, das grösste verbliebene Flachmoor im Kanton Aargau. Mitten durch das mit einem Betretverbot belegte Ried fliesst der Aabach. Dies führt zur paradoxen Situation, dass mitten durch ein hochempfindliches Naturschutzgebiet ein intensiver Freizeitverkehr stattfindet. Wohl wird seit 2021 der Aabachabschnitt zwischen Schloss und See zum Schutz der Brutvögel vom 1. April bis 30. Juni für Wasserfahrzeuge und Schwimmkörper aller Art gesperrt, während des restlichen Jahres ist er aber frei zugänglich. Dies führt dazu, dass eine grosse Zahl von StandUp Paddler, Kanus usw. auf dem Aabach täglich verkehren. Auch die Übertritte in die Schutzzone vom Ried nehmen zu. Sie wird oft als öffentliches WC und Picknick-Platz benützt.

    Ried vor übermässigen Störungen schützen
    Matthias Betsche, Geschäftsführer Pro Natura Aargau und Grossrat, ist besorgt über diese Entwicklung: «Die sensible Vogelwelt des Rieds hält sich nicht an unseren menschlichen Kalender: Sie würde gerne auch vor dem 1. April und nach dem 30. Juni am Aabach im Boniswiler Ried leben können». Damit dieser Lebensraum auch nachhaltig gesichert werden kann, muss das wertvolle Ried vor übermässigen Störungen geschützt werden. Dies ist von Gesetzes wegen an sich auch so vorgesehen: Eine ökologisch ausreichende Pufferzone müsste zum Schutz des grössten Flachmoors des Kantons Aargau schon lange ausgeschieden werden. Eine solche Puffer-zone beinhaltet die Ausscheidung geeigneter «Puffer-Massnahmen» vor allerhand Störungen des Rieds, wie z.B. die Sperrung des Aabachs für Freizeitverkehr durch das Naturschutzgebiet. Matthias Betsche: «Sumpfrohrsänger, seltene Schmetterlinge und Orchideen brauchen mehr Schutz, damit sie langfristig im Boniswiler Ried überleben können. Sie brauchen einen Puffer vor Störungen. Dies erreichen wir mit einer Sperrung des Aabachs durch das Schutzgebiet. Die Freizeitsuchende sind zudem darauf zu sensibilisieren, den Abfall nicht im umliegenden Landwirtschaftsland oder Ried liegen zu lassen. Wenn nötig, müssen Ranger vor Ort Bussen verteilen können».

    Nicht nur im Boniswiler Ried, sondern auch im umliegenden Landwirtschaftsland gibt es nämlich leider immer mehr Freizeitsuchende, die ihre Abfälle wie leere Getränke-, Essens- oder Zigarettenverpackung dort wegwerfen, wo sie gerade anfallen. Sei es auf dem Spaziergang entlang von Landwirtschaftsland oder Ried am See. Bei den Landwirtschaftsflächen bedeutet dies für die Bauernfamilien, dass sie entlang von Wegen und Strassen immer mehr Zeit für das Zusammenlesen von Abfällen aufwenden müssen. Beim Mähen der Felder entstehen aus nicht weggeräumten Abfällen kleine, spitze Teile. Einmal im Magen von Kühen, könnten diese dann zu inneren Verletzungen und im schlimmsten Fall zum Tod der Tiere führen.

    pd

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