Schau mir in die Augen Kleines

    Wie fliegende farbige Nadeln sehen sie aus. Doch stechen können sie nicht! Libellen lassen sich in zwei Untergruppen unterteilen: Die Gross- und die Kleinlibellen unterscheiden sich hinsichtlich des Körperbaus und des Verhaltens.

    (Bilder: Koordinationsstelle Libellen und ihre Lebensräume BL) Die Hufeisen-Azurjungfer mit dem arttypischen Symbol auf dem ersten Segment des Hinterleibs direkt hinter den Flügelansätzen.

    Die kleinste Libellenart Europas ist die auch in der Schweiz vorkommende und vom Aussterben bedrohte Zwerglibelle. Sie fliegt ungeschickt und legt dabei nur kurze Strecken in dichter Gewässervegetation zurück. Erwartungsgemäss wird sie zu den Kleinlibellen gestellt. Der Unterschied zu den Grosslibellen ist jedoch nicht allein die Grösse. Im Gegensatz zu den Grosslibellen berühren sich die Augen der Kleinlibellen nicht und befinden sich seitlich am Kopf weit voneinander entfernt. Kleinlibellen können sich so hinter einem Grashalm verstecken und mit den seitlich überstehenden Augen Gefahren trotzdem im Blick behalten. Ein weiteres typisches Merkmal der Kleinlibellen sind die in der Ruhestellung am Rücken zusammengelegten Flügel. Kleinlibellen sind eher schlechte Flieger und schweben meist langsam über der Vegetation. Starker Wind hindert sie am Fliegen, sodass sie Schutz im nahen Gehölz oder in der Ufervegetation suchen.

    Wer fliegt denn da genau?
    Die wohl häufigste Kleinlibellenart bei uns ist die Hufeisen-Azurjungfer (siehe Bild oben). Sie gehört zu den Schlanklibellen und ihre Männchen zeigen sich in schönem Türkis. Arttypisch ist das schwarze Hufeisenmuster auf dem ersten Hinterleibsegment direkt hinter den Flügelansätzen. Neun weitere Arten mit ähnlich gefärbten Männchen kommen in der Schweiz vor. Ihre Unterscheidung verlangt nicht nur Laien einiges ab. Die Gemeine Becherjungfer ist ebenfalls häufig und fliegt oft weiter vom Ufer entfernt nur wenige Zentimetern über der offenen Wasserfläche, wo sie nur schwer zu bestimmen ist.

    Eine weitere vielerorts anzutreffende und leicht zu erkennende Art ist die rot gefärbte Frühe Adonislibelle. Zusammen mit den beiden bereits genannten Arten kann sie mit etwas Glück bereits im April und Mai an verschiedenen Gewässern beobachtet werden. Wie die Hufeisen-Azurjungfer ist sie wenig wählerisch, was den Lebensraum betrifft. Neben strukturreichen Weihern besiedeln diese Arten auch künstliche Gartenteiche und zugewachsene Gewässer mit gehölzreichen Ufern.

    Die Frühe Adonislibelle ist bereits zeitig im Jahr an den Gewässern anzutreffen. Hier hat sich ein Männchen ein Weibchen gepackt.

    Prachtlibellen bewohnen im Gegensatz zu den vorhergenannten Arten vornehmlich Fliessgewässer. An gut besonnten Bereichen von Bächen oder Flüssen sieht man Männchen dieser Familie oft mit flatternden Flügelbewegungen am Ufer entlang fliegen. Sie verteidigen ihr Revier gegen Konkurrenten. Die Männchen der Gebänderten Prachtlibelle besitzen eine breite dunkle Fläche auf den sonst transparenten Flügeln. Bei der Blauflügel-Prachtlibelle sind die Flügel vollständig gefärbt und schillern je nach Lichteinfall grünlich oder bläulich. Die Larven dieser Arten leben in untergetauchten Wasserpflanzen oder in Wurzelpolstern von Gehölzen oder Gräsern. Die Weibchen stechen die Eier in diese Strukturen, wo die Larven Schutz vor Fischen und anderen Räubern finden.

    Kaum bekannt und stark bedroht
    Neben diesen häufig anzutreffenden Kleinlibellenarten gibt es Lebensraumspezialisten, die im Raum Basel sehr selten sind. Eine türkisfarbene Vertreterin ist die Helm-Azurjungfer. Die Art bewohnt Bäche und Gräben mit reicher Ufer- und Unterwasserpflanzenvegetation, wo sich die Larven aufhalten. In den Jahren 2020 und 2021 wurde die in der Schweiz als stark gefährdet eingestufte Art erstmals im Raum Basel nachgewiesen. Ein im Hinblick auf diese Art angelegter Bach in den Langen Erlen in Riehen hat die Tiere wahrscheinlich aus der Petite Camargue Alsacienne angelockt. Ein Erfolg, der Nachahmer in der Region sucht. Die Revitalisierung hat ebenfalls zu einer Besiedlung durch weitere Libellen-Arten geführt, die Spaziergänger und Naturfreunde gleichermassen erfreuen.

    Raphael Krieg & Daniel Küry


    Beobachtungstipps

    Die genannten Libellen können ab Mitte Mai bei schönem Wetter zum Beispiel an folgenden Gewässern beobachtet werden:

    • Leimental: Herzogenmatt (Binningen), Weiheranlage Mooswasen (Therwil)
    • Birstal: Ermitage (Arlesheim), Angenstein Schlossweiher (Duggingen)
    • Röserental: Weiher Bad Schauenburg (Frenkendorf)
    • Ergolztal: Talweiher (Anwil), Weiher Mergelgrube (Rothenfluh)
    • Hinteres Frenkental: Wildenstein (Bubendorf)
    • Laufental: Birshollen (Laufen), Chastelmatte (Grellingen)
    • Die Helm-Azurjungfer lässt sich mit etwas Glück ab Ende Mai am Alten Teich in den langen Erlen beobachten.

    Eine Möglichkeit mehr über diese interessanten Fluginsekten zu erfahren, besteht am 19. Mai 2022 im Reservat Herzogenmatt in Binningen. Von 12:30 bis 14:30 findet unter Leitung des Libellenexperten Daniel Küry eine Exkursion statt. Treffpunkt: Haltestelle Neuweilerstrasse (Tram 8). Eine Anmeldung ist nicht nötig.

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